Kesselbacher? Nie gehört! … Richtig! „Kesselbacher“ ist auch nur ein interner Name für einen Stein, den ich hier vorstellen möchte. Einen echten, allgemein anerkannten Namen hat er nicht. Ich kann nicht einmal genau definieren, was er ist. Ich werde mich dem annähern.
Zunächst mal etwas über seine Herkunft. Das ist der Kesselbachgraben zwischen Bad Reichenhall und Schneizlreuth und damit liegt sie im Lattengebirge. Genauer kann ich es nicht sagen. Ich finde die Steine im Mündungsbereich des Kesselbaches in die Saalach im Geröll. Weiter oben im Anstehenden kann ich die Steine nicht suchen, ist der Graben doch sehr steinschlaggefährdet. Ein Teil des Bachlaufs wird auch für Canyoning und im Winter für Wasserfallklettern genutzt. Also nix für Steinesucher!
In der Saalach finden diese Steine sich von der Mündung des Kesselbachs ab nur wenige hundert Meter flussabwärts, dann endet das Vorkommen. Die Steine sind zu weich und empfindlich, als dass sie im Geschiebe lange erhalten bleiben. Mit dieser „Lebenserwartung“ wird klar, warum ich von einer vergänglichen Schönheit spreche. Ob es an anderen Stellen dieses Gestein zu finden gibt, weiß ich nicht. Gesehen habe ich diese Steine jedenfalls nirgend wo anders.
Will man „Kesselbacher“ finden, ist man auf Nässe angewiesen. Nach Regen, im Bachbett oder in der Nebelnässe sind seine Farben zu erkennen. Trocken sind die Steine nahezu weiß, was an der zerstoßenen, weichen Oberfläche liegt. In Geröll und Geschiebe sind die Steine zwischen dem Dolomit eher selten, aber immer zu finden.

Was ist der Kesselbacher?
Dolomitbrekzie! Meint jedenfalls Kolani, die diesen Stein schon vor vielen Jahren gesammelt und auch geschliffen hat. Aber so ganz richtig ist es nicht. Es handelt sich um eine Gesteinsneubildung in Rissen und Spalten im Dolomit.
Kennzeichen ist neben der farblosen Dolomitbrekzie rosa bis fleischfarbener Dolomit. Verwittert dieser rosa Dolomit, wird er schwarz, nicht rostig, was auf Mangan hinweist. Eisenhaltiger Dolomit wird gelb, braun, rostig.
In den Spalten füllt der Dolomit oder Calcit teilweise auskristallisiert große Bereiche.
Aragonit gibt es im Kesselbachgraben auch, im „Kesselbacher“ ist es aber kein Bestandteil.
Zwischen dem Kristallen füllt ein festeres, eisenhaltiges Tongestein die Hohlräume orangefarben aus. Der „Kesselbacher“ ist weniger das Dolomitgestein, das die Brekzie bildet, mehr das sich neu gebildete Gestein in des Spalten.

Hier ist das orangefarbene Eisen-Ton-Gestein zwischen den weißen, glänzenden Kristallen zu sehen. Das Gestein ist kluftig und in den Hohlräumen sind die Kristalle gut ausgebildet.

Hier ist im oberen Teil rosafarbene und im unteren Teil gelblich-blasse Dolomitbrekzie zu sehen.
Warum stelle ich den „Kesselbacher“ hier im Heilsteinforum vor?
Nun ja, jedes Gestein, jedes Mineral hat eine Wirkung auf Menschen. Und wenn ein Stein eine besondere Aufmerksamkeit erregt, gilt es, ihn genauer zu betrachten.
Ich habe einige der Steine geschnitten, geschliffen und poliert.

Den hellen kleinen Handschmeichler hat Kolani geschliffen, der große, Hand füllende Stein rechts ist mein „Teststein“
Gehe ich einfach vom Empfinden aus, ist der Stein freundlich, sonnig, sorgt für gute Laune und wirkt aufmunternd. Er macht irgendwie „neugierig“. Ein Stein, der in fader, grauer Herbststimmung etwas anregend wirkt. Vielleicht ist auch gut für den Kreislauf oder bei Lustlosigkeit im Alltag.
Als Schlafstein ist er auch geeignet. Auch wenn er Eisen enthält, kann ich mit ihm gut schlafen. Träume sind unverändert. Auf dem Bauch aufgelegt klopft er ein wenig bei Darm und Stoffwechsel an.
Grundsätzlich ist es kein starker Heilstein, eher ein Freude bereitender Begleiter.

Wenn ich mit der analytischen Steinheilkunde mich dem Kesselbacher annähern möchte, bin ich etwas ratlos.
Wie ist das mit der Bildung? Primär, sekundär, terziär? Das Lattengebirge ist Teil der nördlichen Kalkalpen und damit ein Sedimentgestein – also ist die Bildung des Kesselbachers sekundär.
„Streben nach Entwicklung“ ist ein Merkmal sekundärer Mineralien. Ob das die empfundene „Neugierde“ ist? Langfristige Entwicklung kann ich in dieser kurzen Zeit nicht beschreiben.
Dolomit ist trigonal. Zentriert, in sich ruhend. Allerdings ist Dolomit das Gestein, die orangefarbene „Füllung“ ist eher wie Terrakotta, nur weicher. Ein Kristallsystem kann ich nicht nachweisen.
Kleine metallisch schimmernde schwarze Körner im Gestein (Hämatit?) kann ich noch weniger beurteilen.
Kalzium, Magnesium, Eisen und Mangan. Karbonat. Da müsste ich nachlesen, welche Bedeutung die Chemie dieses Gesteins in der analytischen Steinheilkunde hat. In der Literatur könnte ich mich ein wenig nach Dolomit orientieren.
Bei der Farbe und den Chakren tendiere ich zu keiner klaren Zuordnung. Am ehesten lässt das Bauchgefühl „Solar Plexus und Milzchakra“ vermuten. Mit viel Rosa auch noch Herz. Weniger das Basischakra (Eisen, rot) oder Krone (weiß).
Die Farbe zeigt wohl die Nähe zum Verdauungstrakt.
Kinesiologisch hat der Stein nur eine schwache rechtsdrehende Aktivität. Aber das kann auch eine Täuschung sein, da ich hier von sehr viel Dolomitgestein umgeben bin.
Der Stein ist mit Härte 3 sehr weich und enthält Risse und Klüfte. So ist er zwar mit einfachem Material (Schleifpapier statt Diamantpads) zu verarbeiten, aber schwer zu polieren. Schmuck oder Handschmeichler können mit einem Steinwachs etwas geschützt werden (wie das auch bei Malachit oder Türkis gemacht wird).

Bei diesem Stein sind die kleinen Hämatitkristalle gut zu erkennen.
Irgendwie ist es schade, dass so ein Stein keine weitere Verbreitung finden kann. Sein Vorkommen ist sehr begrenzt, die Verarbeitung nicht ganz einfach und in freier Natur endet sein Dasein recht schnell. Wer aber einen Kesselbacher hat, kann seine vergängliche Schönheit mit Freude genießen.
Ach ja: Wer hier in der Gegend ist, kann ja mal danach suchen ...

polierte Schnittfläche
Gruß
ebel








