Ruhrkohle

Mineralien, Fossilien und Edelsteine - Eigenfunde, Fundorte, Bearbeitungsmethoden ohne Bezug zur Heilsteinkunde.

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ebel
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Ruhrkohle

Beitrag von ebel » 20. April 2013 20:35

Ich erinnere mich noch, wie ich als Kind vor der riesigen Halde eines Kohlekraftwerks stand und staunend die Steinkohlebrocken bewunderte. Vielfach entdeckte ich Pyrit oder Markasit - ich kannte den Unterschied noch nicht - als Gold in dem edel schwarz glänzendem Gestein. Manchmal entdeckte ich fossile Farne in der Kohle, sah darin aber keine Besonderheit. Sie bestand ja mal aus Farn und Moos, habe ich in der Schule gelernt. Shungit oder Gagat waren mir unbekannt. Mit Schiffen aus dem Ruhrgebiet wurde die Kohle angeliefert. Als Kind glaubte ich - wie die Bewohner des Ruhrpotts -, dass die Kohle ewig gefördert würde und diese faszinierenden schwarzglänzenden Brocken immer auf der Halde zu sehen seien.
Weit gefehlt. Das Kohlekraftwerk gibt es schon lange nicht mehr, der Hafen ist Parkplatz. Und im Pott? Zwei Zechen sind noch in Betrieb und 2018 wird Schluss sein, auch wenn in Bottrop die modernste Teufe auf über 1150m unter der Erdoberfläche eine mächtige Flöze erschließt.
Wenn ich in Google-Maps das Gebiet in Bottrop südlich des "Alpin-Centers" ansehe, gibt es da noch eine der riesigen Halden, die vor 50 Jahren typisch für die Region waren.
Meine Frage dazu: Ist diese Halde zugängig? Ist die abgebaute Steinkohle noch in großen, naturbelassenen Handstücken auf Halde oder wird sie beim Abbau schon feinkörnig verarbeitet? Ist die Kohle aus über tausend Meter Tiefe reich an Fossilien, Pyrit, Erzanteilen und vielleicht anderen Mineralien?
Wenn kohleartige Steine als Gagat oder Shungit eine große Bedeutung haben, warum nicht auch Steinkohle aus dem Pott?
Wurde die Wirkung mal untersucht? Lasst sich Kohle wie andere Gesteine bearbeiten?
Ich bitte die Foris aus dem Pott, mal hierzu etwas zu schreiben. Im WWW habe ich nichts Konkretes gefunden.
Schon mal herzlichen Dank!
Gruß
ebel
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Vedanta
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Vedanta » 20. April 2013 23:18

Lieber Ebel,
ich lebe im Pott und liebe ihn. Als Kind bekamen wir noch über eine Rutsche Kohlen in den Keller. Wir hatten Kohleöfen. Meine Mutter hat mir im Winter immer eine Wärmeflasche ins Bett gelegt. Mit der Schule waren wir mal im Bergbaumuseum und sind eingefahren.
Ob es hier noch Bergwerke gibt, weiß ich nicht einmal. Aber die Luftqualität hat sich schon gebessert. Kohlen waren mir sehr vertraut und ich habe auch mit ihnen gespielt.
LG
Vedanta
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und dort gehe ich, und die einzige lohnende Herausforderung ist, seine ganze Länge zu gehen.
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Shidren
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Shidren » 21. April 2013 11:26

Lieber ebel,

da hast du mich auf dem falschen Fuß erwischt :schuechtern Mit der ursprünglichen "Pott"-Kohle
habe ich mich nie beschäftigt. Die staubt einfach zu sehr und man ist völlig schwarz, wenn man
unter Tage war.
Als Twen hatte ich mal einen Freund, der Bergbau studiert hat. Da waren wir zwar sowohl unter
Tage in der Kohle als auch im Salz (in Balingen), aber so richtig hängen geblieben ist da wissenstechnisch
nichts. Außer eben, daß man sich umziehen und komplett duschen konnte, wenn man von unter Tage
wieder nach oben kam. Und das, obwohl man nichts angepackt hatte.
Da tut sich gerade bei mir die Frage auf, ob man Gagat oder Shungit auch in den Regionen wo er gefunden
wird, als Brennmaterial benutzt hat. Denke, daß es vielleicht in dieser Richtung eine Unterscheidungsmöglichkeit
gibt.
Ansonsten müßte man mal eine Anfrage bei der RAG stellen, wie die Ruhrkohle chemisch zusammengesetzt ist ;-)
Da fällt mir gerade noch was ein aus der Zeit :kkratz Es gibt studentische Verbindungen. Unter anderem
den Berg- und Hüttenmännischen Verein Aachen Berlin Clausthal. Ihr fahrt doch in den Harz. Da könntet ihr
doch mal anfragen :-) Die müßten doch entsprechendes Büchermaterial haben und ähnliches.
Oder ich müßte noch mal einen Ausflug in unser Naturkundemuseum unternehmen und dort fotografieren.
Da gibt es auch eine Menge zur Kohle und den diversen Stein-Arten, die gefunden wurden.
Je mehr man sucht, desto mehr findet man ;-)
http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/ ... .php?p=2,0

http://www.planet-wissen.de/laender_leu ... nkohle.jsp

http://de.wikipedia.org/wiki/Halden_im_Ruhrgebiet

http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrbergbau

http://www.route-industriekultur.de/fil ... hle_01.pdf

http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbei ... ertage.jsp

http://www.helles-koepfchen.de/?suche=steinkohle

http://www.abenteuer-bergbau.de/front_c ... p?idcat=86

http://www.ruhrkohlenrevier.de/floeze.html

Und wenn man das Stichwort Mineralogie und Steinkohle benutzt, kommen wieder ganz andere Dinge
zum Vorschein. Wie hier:

http://peter-hug.ch/lexikon/steinkohle

Also ich denke, im Netz findet man mehr als genug. Leider nicht zu den Heilwirkungen.

Michael Gienger beschäftigt sich doch mit dem Bezug der Entstehung der Steine und deren Heilwirkung.
Vielleicht kann man dort auch mal anfragen.

Eine gute Fährte wird sein, die Steine Gagat, Shungit und Steinkohle auf den mineralogischen Inhalt
hin zu vergleichen und daraus auf die Heilwirkungen zu schließen. Ferner, ob es Abweichungen in der
Entstehungsgeschichte gibt.

:flower
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Thuja
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Thuja » 21. April 2013 13:48

Da ist ja jemand detektivisch unterwegs gewesen!!! :argus
Sehr gut!!
Danke liebe Shidren!

Liebe Grüße
Thuja
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ebel
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von ebel » 21. April 2013 21:33

Danke für die raschen Antworten!
Liebe Vedanta, genau die von Dir geschilderte Erfahrung und Liebe zu diesem Gestein prägt auch meine Erinnerung an jene Halde am Kraftwerk. Und da ich fest davon überzeugt bin, dass die Geologie einer Gegend die Menschen prägt, verbinde ich die Herzlichkeit der Menschen im Pott mit der Kohle. Klar, Bergbau, die Zechen, der Städtebau mit den Arbeitersiedlungen, die Sprache und vieles mehr prägten viel mehr, aber die Geologie des Bodens gehört dazu.
Daher auch mein Ansinnen, Ruhrkohle mit anderen kohleartigen Steinen zu vergleichen. Dazu müsste ich auch noch Anthrazit aus Pennsylvania/ USA einbeziehen. Aber das ist ja unerreichbar.

Danke, liebe Shidren für die vielen hilfreichen Links. Da Kohle ja in Edelstein- und Mineralogenkreisen nur wenig Ansehen erregt, sind die anderen Quellen reichhaltiger.
Und vielleicht komme ich irgendwann doch mal in den Pott.
Gruß
ebel
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Vedanta
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Vedanta » 21. April 2013 22:07

Lieber Ebel,
Du bist jederzeit in der Perle Westfalens willkommen. Ich kann auch noch das Lied " Glückauf Glückauf, der Steiger naht. Und er hat sein helles Licht bei der Hand...." Wird auch gerne bei Herbie gesungen, wenn er im Stadion aufspielt und Bochum singt.
LG
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steinschnecke

Re: Ruhrkohle

Beitrag von steinschnecke » 21. April 2013 22:10

Liebe Vedanta,
bitte sehr, eine leider schlechte Aufnahme von Herbie:
http://www.youtube.com/watch?v=leO4D6BdvaQ

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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Vedanta » 21. April 2013 22:22

Liebe Ruth,
Danke. Jetzt habe ich wieder Tränen in den Augen. Herbie ist und war immer ein echter Bochumer Junge mit Herz, Witz und Verstand. :love
LG
Vedanta
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Sofonisba1
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Sofonisba1 » 15. Februar 2014 17:57

Martin har einen Sack Steinkohle anstatt von Grillkohle gekauft. Jetzt steht das Zeug herum, ich habe ein Stückchen abgewaschen und jetzt liegt es auf dem Wohnzimmertisch, davon bekomme ich auch keine schwarzen finger. Es fasst sich eigenartig an, kaum zu glauben dass das brennen kann. Es glänzt metallisch und ich werde versuchen es zu bohren und zu tragen oder mit mehreren Stücken einen Steikreis zu legen.

Habt ihr seitdem etwas versucht?
Liebe Grüße Sofonisba

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Re: Ruhrkohle

Beitrag von Sofonisba1 » 11. Juni 2014 08:13

Auf dem Forentreffen habe ich jedem ein gebohrtes Stück geschenkt.

Die Steinkohle ist beim Bohren geschichtet aus weichen und harten Schichten, zerspringt leicht bei zu viel Druck, und lässt sich trocken besser bohren als nass mit einem Diamanthohlbohrer.

Mein Stück


Ich trage es sehr gerne aber es passt überhaupt nicht zu Mondstein. Sonnenstein ist OK, auch Rosenquarz ist für mein Empfinden eine mögliche Kombination. Ich würde sie am ehesten dem Element Luft zuordnen, einem lauen Sommerabend etwas passiv melancholisch mit viel Sanftmut.
Liebe Grüße Sofonisba

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Re: Ruhrkohle

Beitrag von steinschnecke » 11. Juni 2014 10:38

Liebe Sofonisba,
ich finde das sehr interessant. Ich verbinde mit Kohle immer Wärme, die schönste häuslich erzeugte Wärme, die ich kenne. Da kommt keine Heizung dran. Vielleicht deswegen sehe ich die Kohle, wenn denn als getragenes Stück (sieht faszinierend aus muss ich sagen) eher im Zusammenhang mit Karneol oder Mahagoniobsidian. Aber das ist eine reine Spontaneingebung wenn ich das hier lese, kein Erfahrungswert.

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Re: Ruhrkohle

Beitrag von ebel » 12. Juni 2014 21:44

Ob Kohle wärmend ist, wenn man sie nicht in den Ofen gibt, weiß ich nicht.
Beim Treffen war es sehr warm und ich hatte nicht das Gefühl, dass die Kohle daran etwas geändert hat.
Ich habe die Kohle als positiv, gesellschaftlich, lebendig erfahren. Menschen lebendig miteinander in Freundlichkeit verbinden, das kann Kohle.
Vielleicht ist es das, was das Kumpel-Gefühl aus dem Pott ausmacht. Wer in der Kohle arbeitet, kennt das.
Jetzt, wo es kaum noch Kohle im Pott gibt, macht sich eine depressive Leere breit. Das Ruhrgebiet (wie auch die Gegend der Saarkohle) hat noch keine neue gesellschaftliche Identität.
Mit der Kohle als Schmuck am Körper habe ich ein wenig was von dem "wir-Gefühl" vom Pott gespürt. Aber vielleicht war es auch eher das Wir-Gefühl vom Forumstreffen. Ich werde sie weiter tragen und berichten.
Gruß
ebel

(Die von Sofonisba beschriebene Schichtung ist bei meinem Stein gut zu sehen)
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steinschnecke

Re: Ruhrkohle

Beitrag von steinschnecke » 15. Juni 2014 13:07

Die liebe Sofonisba hat mir auch eine gebohrte Kohle zukommen lassen.Und ich habe sie gleich nach meinem Gefühl mit Karneol kombiniert. Dabei habe ich festgestellt, ich habe nur diesen kleinen Minitrommler, macht nix, auch beim fotografieren empfinde ich für mich Kohle und Karneol als absolut stimmig. Ein Gefühl von Wärme und Sicherheit.
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Re: Ruhrkohle

Beitrag von nirak » 15. Juni 2014 14:03

: waah
Was ist die Kohle schöön !
Liebs Grüssle
Karin

steinschnecke

Re: Ruhrkohle

Beitrag von steinschnecke » 15. Juni 2014 14:50

nirak hat geschrieben: : waah
Was ist die Kohle schöön !
Ja, schwarzes Gold halt. ;-)

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