Laut Nachgedacht zu Gesteinen

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Sofonisba1
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Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Sofonisba1 » 10. Januar 2014 20:02

Ich lebe zeit meines Lebens auf den mit Flussgeröll, überwiegend Kalkstein gefüllten Hügeln des Allgäus. Wenn ich im Urlaub bin, spüre ich sehr deutlich die anderen Gesteine egal ob Sandstein, Schiefer, Gneis oder Amethyststeinbruch. Nur den Kalksteinen kann ich kaum etwas zuordnen. Wenn ich verreise ist immer irgendwie einer mit dabei, sie fühlen sich dann einfach wie zu Hause an und das finde ich schön. Aber ansonsten sind sie zu Hause kaum beachtet und auch kaum in ihrer wirkung bemerkbar. Sind sie da so gewohnt und allgegenwärtig dass ich die reaktion auf sie nicht mehr bewußt wahr nehme? Ich denke schon ein wenig. Quarze fallen zB im Flußgeröll auf. Jeder bückt sich nach ihnen egal ob Steininteressiert ob alt oder Jung. Sie stechen heraus und fallen auf. Ist es ausschließlich die leicht andere Optik der Milchquarze oder auch etwas anderes?
Dieses auf fallen dürfte ein Grund sein weshalb wir auf Mineralien die uns aus fremden Ländern besuchen viel stärker reagieren und diese Reaktion auch besser eingrenzen und bestimmen können. Sie stellen für unsere gewöhnliche Wahrnehmung wie auch für unser Energiesysthem einen völlig neuen Reiz dar, der genau beobachtet wird, könnte ja gefährlich sein :baeh
Ich bin dank einer lieben Forine stolze Besitzerin einer ganzen Schüssel Ostseegestein. Auch die sind so fremd wie nur was so einfach gaanz anders als unser Flußgeröll so faszinierend wie steine aus Afrika oder Australien.

Ich habe in Schlottwitz Ammergauer Speck verschenkt wie fühlen sich diese Stücke für die Foris an die weit weg wohnen.
Warum sticht der Ebelit so stark hervor? Weil Serpentin Magnetit doch eher selten und sehr unterschiedlich zum Umgebenden Gestein ist ?
Liebe Grüße Sofonisba

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Shidren
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Shidren » 10. Januar 2014 21:02

Liebe Sofonisba,

deine Gedanken kann ich gut verstehen und kann schon beinahe dieselben Fragen stellen.
Eine ähnliche Erfahrung machte ich im vergangenen Sommer in ebelshausen. Dort waren wir
an dem Wasserfall. Dank meiner Höhenangst hatte ich mich beim ersten Treffen damals nicht
hinauf getraut. Nun ging es wenigstens ein Stückchen weit. Als es darum ging, herunter zu gelangen,
sagte ebel zu mir, daß es am besten sei, wenn ich meine Schuhe ausziehen würde. Das tat ich und
stand. Fühlte. Den Fels unter mir. Es dauerte eine kleine Weile, ehe ich begriff - dieser Fels trägt mich.
Bietet mir seinen Halt an, damit ich sicher wieder hinab komme. Das war ein so intensives Gefühl,
daß ich mich am liebsten gar nicht davon lösen wollte. Aber es ist mir immerhin gut in Erinnerung
geblieben, so daß ich es jederzeit abrufen kann. Ich meine, das Gestein wäre Dolomit mit Mangan
gewesen. Ebel kann da gerne korrigieren, falls nicht.
Mit einem Male begriff ich auch, warum die Bayern so heimatverbunden sind. Dieses Gefühl des Haltes,
der Geborgenheit, Verbundenheit mit allem was da ist - es ist enorm.
Ganz anders dazu hier oben im Pott. Unsere Städte sind halbwegs unterhöhlt. Durch Kohleabbau,
durch U-Bahnen. Wir leben unter anderem auf fossilem Gestein, was aber weitgehendst abgetragen wurde.
Wo ist da der Halt, den wir so dringend benötigen? Alles ist instabil, droht einzubrechen. Ab und an
passiert das. Und gerade in den vergangenen Jahren wohl häufiger. Dann bricht plötzlich ein Stück
Autobahn ein, oder der Garten ist "weg" (wenn man Glück hat und es nicht das Haus ist).
Das fossile Gestein wird verheizt. So fühle ich mich hier oben. Ausgebrannt und verheizt. Für vermeintliche
Wärme, die aber eben nicht aus dem Inneren kommt.

Ich finde deine "lauten Gedanken" toll und bereichernd. Und nun hoffe ich, daß uns unsere anderen "Standorte"
hier noch aus ihrem Erfahrungsschatz berichten.

:knuddel
Mensch sein bedeutet, Zweifel zu haben und dennoch seinen Weg fortzusetzen Paulo Coelho

Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt.
(Khalil Gibran)

steinschnecke

Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von steinschnecke » 10. Januar 2014 21:11

Liebe Sofonisba,
ich danke Dir sehr für diese Gedankengänge und Dir auch, Shidren. Ich habe schon so viele Jahre mit Steinen zu tun, aber die heimischen Steine haben erst seit dem letzten Sommer für mich eine sehr große Bedeutung bekommen. Als ich nach so vielen Jahren endlich wieder einmal mein geliebtes Köln und den Rhein besuchen durfte, da merkte ich, dass Kiesel sammeln nicht einfach Kiesel sammeln ist, sondern es ist ein Fühlen von Kraft, von Trost, von Wärme, von Geborgenheit, von Klarheit für meine Sinne. Ich bin froh, daß ich einige mitnehmen konnte. Sie sind mir eine unendlich große Hilfe in der Ferne geworden. Und ich würde sie nie wieder hergeben. Auch der Schiefer, den ich in dem Harzer Pfingstpaket hatte, wirkt auf mich sehr intensiv. Andere heimische Steine habe ich leider nicht, aber ich kann Euch nur zustimmen, unsere Steine sind es allesamt wert, sich näher mit ihnen zu befassen.

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ebel
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von ebel » 12. Januar 2014 17:47

Auf Kalk-Dolomit zu leben bringt schon eine gewisse Ruhe und Bodenständigkeit.
Sofonisba und Shidren, ihr habt das schon sehr anschaulich beschrieben und ich kann es bestätigen (Auch den genannten Mangan-Dolomit).
Die unterschiedlichen Flusskiesel zwischen den verschiedenen Kalkverwandten erlebe ich im Geschiebe auch als "anders". Ebelit und Quarz sind sicher am Bedeutsamsten, Granatamphibolith, Gneis, Grünschiefer (Epidot) und Andere gehören dazu.

Der Untergrund auf dem wir leben beeinflusst uns schon sehr. Eifelbewohner (vulkanische Gesteine) unterscheiden sich auch von Hunsrückbewohner (Devon-Schiefer), auch wenn sie gerade mal durch das Moseltal getrennt sind. Und Holländer (Schwemmland, Moor) machen gerne in den Kalkalpen Urlaub ...

Eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu Geologie und Lebensgefühl kenne ich leider nicht, wäre aber sicher sehr interessant und aufschlussreich.
Gruß
ebel
„Mensch sein heißt, den Menschen sein zu lassen als das, was er ist in seinem Anderssein“ (frei nach Alfred Grosser *1925,+2024)

Hörmanita
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Hörmanita » 19. Januar 2014 23:52

Hallo zusammen,

die Frage trage ich jetzt schon ein paar Tage mit mir herum, bin aber, glaube ich, noch zu keinem für mich schlüssigem Ergebnis gekommen.
Mein Puschmoke kommt ja aus der Heide, und auch hier in Hannover leben wir genau auf dem Übergang von den luftigen Heide-Sandböden zu den schweren Bördeböden/ Löss. Alles von der Eiszeit zusammengetragen und vom Wind zusammengeweht. Sind wir hier nun 'lose Typen'? Oder die, die an dieser Stelle wie das Material zur Ruhe kommen? Auf jeden Fall habe ich schon früher im Garten meiner Oma Feuersteine aufgelesen und habe auch jetzt eine Affinität zu den Ostseegeschieben, da gerne Porphyr.
Hier ab Hannover beginnen auch die Mittelgebirge, und wir haben unser Hausgebirge, den Deister (dort wurde auch Kohle gefördert). Das Weserbergland mit Sandstein ist nicht fern. Östlich von Hannover gibt es einige Mergelgruben (in denen man unter Aufsicht Pyrit und Versteinerungen finden kann). Irgendwie ist alles sedimentig.

Und als wir vor anderthalb Jahren im Südharz Urlaub machten, war ich auch sehr glücklich. Dort ist alles Gipskarst. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir zu Pfingsten schon Sommerwetter hatten. Oder dass im Gipskarst unterirdisch viel Wasser unterwegs ist (zu dem ich auch wieder eine Affinität habe), es magische, verzauberte Quellen gibt usw.

Auf jeden Fall finde ich die Frage spannend und werde weiter drüber nachdenken.

Liebe Grüße,
Hörmi
Ich ironiere so lange, bis ich zum Sarkasmus komme.

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quadengel
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von quadengel » 20. Januar 2014 08:10

Schöne Gedanken zu den Steinen unserer Heimat. Könnte es nun tatsächlich sein, das man sich deshalb in einigen Gegenden sofort " Zuhause" fühlt. Oder ebend nur einfach wohler fühlt? Kinder´s, so habe ich das noch nie betrachtet....nun bin ich nicht so Fachfrau,als das ich weiß wo welcher Untergrund sich wo befindet. Ich bin in Hamburg geboren und in Niedersachsen ( Braunschweig) aufgewachsen. Aber so lange ich denken kann, zieht es mich an die Ostsee. Ich liebe das Wasser, aber die Nordsee gefiel mir trotzdem nicht so gut. An unseren Strand fühle ich mich Zuhause,angekommen,behütet. Ich setze mich auch gerne einfach mitten in einer Ansammlung Steine und nehme mir die Zeit jeden einzelnen zu betrachten und zu fühlen. Wenn ich einen Stein nicht bestimmen kann, nenne ich ihn schwedisches Geschiebe. Ich denke mal, wir haben davon reichlich an unserem Strand. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe oft das Gefühl, das dieser Stein dann auf schwedisch antwortet :lachg

LG Renate
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Hörmanita » 22. Januar 2014 21:53

quadengel hat geschrieben:Aber so lange ich denken kann, zieht es mich an die Ostsee. Ich liebe das Wasser, aber die Nordsee gefiel mir trotzdem nicht so gut. [...] Ich setze mich auch gerne einfach mitten in einer Ansammlung Steine und nehme mir die Zeit jeden einzelnen zu betrachten und zu fühlen.
:jaja :jaja :jaja :jaja :jaja :jaja :jaja
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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Steinelfe » 14. Februar 2020 21:36

Das sind interessante Gedanken.
Ich komme ursprünglich aus dem Harz.und mich zieht es von Anfang an zu Quarzen. Mein erster Stein (den ich gekauft habe) war ein Amethyst. Aber ich habe vorher schon immer die großen weißen Steine aus dem Schwimmbad gesammelt. Heute weiß ich, dass es Quarzit ist den ich da immer gesammelt habe. Er hatte sowas sanftes, unschuldiges, ruhiges und klares. Mit ihm habe ich mich immer sehr beschützt und besonders gefühlt.

Später bei meinem ersten Ebelit... Es war so kuschelig, beruhigend. Das liebe ich am Ebelit. Dieses kuschliger Gefühl und die Ruhe.

Hier in Sachsen habe ich in.der Nähe einer alten Achatader gelebt. Ein kleines Stück von dieser Fundstelle habe ich Mal geschenkt bekommen. Wirklich Bezug habe ich nicht dazu auch wenn er sehr hübsch ist. Allerdings mag ich heimische Achate und Amethysten womit ich wieder beim Quarz bin. Und auch wenn ich durch die Stadt gehe und bei Schotter.... Immer wieder lacht mich der Quarz an. Selbst auf Urlaubsbildern von Freunden.

Ein Freund hatte mir ein Bild gesendet und meine erste Reaktion war, wow ein wunderschöner klarer Bergkristall und er meinte nur, wo den? Ich habe doch nur eine Schnecke fotografiert. .... Der Bergkristall ist noch dort. Aber er war perfekt. Die schnecke habe ich erst beim zweiten Blick registriert.

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Re: Laut Nachgedacht zu Gesteinen

Beitrag von Sofonisba1 » 15. Februar 2020 07:53

Ich wollte schon lange hier noch was dazu schreiben.
Im Urlaub ist die Wahrnehmung für neue Untergründe verstärkt, erstens besucht man "fremdes Gebiet" und zweitens hat man einfach Zeit sich einzulassen.

Im Bayrischen Wald ist der Gneis sehr präsent und eng mit Wasser verbunden. Er vermittelt mir ein fließendes, strömendes Gefühl für Emotionen, Gedanken und auch körperlich ist alles im Fluss, verspannungen und verhärtungen lösen sich wenn ich bereit bin mich dem zu überlassen. Vertrauen, sich hingeben sind da Stichworte, mit dem Strom schwimmen.

Das ist meine Hand, keine Kinderfinger
Bild

In Bad Windsheim war ich auf Reha, ich habe leider erst am vorletzten Tag einen aufgelassenen Gipssteinbruch entdeckt und nur ein kleines Stück mitgebracht.
Aber der Gips erklärt das Heilwasser und das brachte mich auf den Gedanken das wir auch immer das Steinewasser der entsprechenden Gegens in der wir uns aufhalten drinken. Mal mehr mal weniger ja, aber immer doch im Kontakt mit der Umgebung.
Dort habe ich eine starke entschleunigung und entspannte Ruhe erlebt wie ich sie sonst an mir überhaupt nicht kenne. Mit dem kleinen Anhänger kann ich mir dieses Gefühl ein wenig zurückhohlen, zumindest nachspüren und erinnern.

Bild
Liebe Grüße Sofonisba

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